Der Indochinesische Tiger ist eine der sechs überlebenden Unterarten des Tigers und lebt vorwiegend in den unwegsamen Bergwäldern der Grenzgebiete von Thailand, Myanmar, Südchina, Kambodscha, Laos und Vietnam. Die fortschreitende Lebensraumzerstörung und das Bevölkerungswachstum Südostasiens bringen die seltene Grosskatze in Bedrängnis. Zugleich hat der Indochinesische Tiger gerade hier bei entsprechenden Schutzmassnahmen gute Chancen zu überleben: Die Unwegsamkeit des Geländes, die vergangenen Kriegsjahre und die teilweise problematische politische Situation in den einzelnen Staaten erschweren den Menschen den Zugang zu den Rückzugsgebieten der Tiger. Auf diese Weise blieben sie bis heute erhalten.
Dafür ist das Wissen über diese Unterart sehr spärlich und es gibt nur grobe Schätzungen über ihre Zahl. Wissenschaftler schätzen, dass es insgesamt ungefähr 196 (Stand 2016) Indochinesische Tiger gibt und der Bestand weiter abnehmen wird, wenn nicht mit Schutzmassnahmen gegengesteuert wird. Die lange Zeit des Krieges im Verbreitungsgebiet des Indochinesischen Tigers hatte sein Vorkommen bereits erheblich dezimiert. Damals wurden Tiger wegen ihrer Knochen und Felle gejagt und verkauft oder gegen Waffen getauscht. Zudem nutzten die Soldaten auch das Fleisch von Tigerbeutetieren wie Hirschen, Muntjaks und Wildschweinen, so dass den Grosskatzen nur wenig Nahrung blieb. Zugleich blieb der Lebensraum weitgehend intakt. Weil Tiger genug Junge aufziehen, so dass sich ihr Bestand bei entsprechendem Schutz innerhalb relativ kurzer Zeit erholen kann, sind die Aussichten für den Schutz der seltenen Unterart durchaus gut.
Der Indochinesische Tiger ist ausserdem durch gezielte Bejagung für den Handel bedroht. Wegen der anhaltenden Nachfrage nach Tigerprodukten in der Traditionellen Asiatischen Medizin bleiben die Wilderei und der illegale Handel mit Tigerteilen immer noch ein lukratives Geschäft – trotz des höheren Risikos durch stärkere Kontrollmassnahmen.
Die südwestlichen und nordöstlichen Trockenwälder Kambodschas gelten als die wichtigsten und wertvollsten Tigerhabitate der Region. Hier sowie im nördlichen Laos, in Thailand und Nordvietnam engagiert sich der WWF zusammen mit anderen Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen im Rahmen des „Greater Mekong“-Projektes für den Schutz der Tiger. Der Ansatz zum Tigerschutz liegt vor allem in der Verbindung von Naturschutz mit einer nachhaltigen Entwicklung der Region. Denn der Indochinesische Tiger und sein Lebensraum können auf Dauer nur dann geschützt werden, wenn den weiter vordringenden Menschen geholfen wird, anstelle von Wilderei und Kahlschlag alternative Einkommensquellen zu entwickeln.
Quelle: WWF Artenlexikon