2017 - Tigernachwuchs in Thailand

 

Unsere Projektregion - die Dawna Tenasserim Landschaft (DTL) - ist eine weite, faszinierende Waldlandschaft, eingebettet in eine Bergregion entlang der Grenze von Thailand und Myanmar. Sie beherbergt jetzt schon eine der größten Tigerpopulationen und hat Potenzial auf sehr viel mehr. Auf etwa 130.000 km² finden sich über 150 Säugetierarten und fast 570 Vogelarten, ebenso viele ethnische Gruppen, die diese Landschaft schon seit Jahrhunderten bewohnen und von und mit der Natur leben. Der sogenannte Western Forest Complex auf der thailändischen Seite beherbergt etwa 120 Tiger, eine der wichtigsten, überlebensfähigsten Populationen am Festland von Südost-Asien.

Während die A World for Tigers Foundation gemeinsam mit dem WWF in den vergangenen Jahren bereits sehr erfolgreich auf der thailändischen Seite dieser Region zum aktiven Schutz des Tigers tätig war, haben wir im vergangenen Jahr damit begonnen, unsere Aktivitäten auf die andere Seite der Grenze, nach Myanmar, auszuweiten.

Da die Tiger zwischen beiden Staaten hin- und herwechseln ist ein nachhaltiger Schutz der Tiere nur möglich, wenn auch in Myanmar Anti-Wilderei Einheiten vermehrt Präsenz in der Fläche zeigen. In Myanmar sind die Tigerzahlen niedrig, obwohl die Habitate noch größtenteils in sehr gutem Zustand sind und alle Voraussetzungen für eine größere Population erfüllen. Aufgrund von historischer Wilderei, einer mangelnden Strafverfolgung und einem lange andauernden Konflikt zwischen der Regierung und der ethnischen Gruppe der Karen in dieser Region, haben sich die Tiger über Jahrzehnte dezimiert. 

 
                                      Die Wälder Myanmars haben großes Potenzial für höhere Tigerpopulationen (© WWF Myanmar)

Nun aber, seitdem es in Myanmar eine Öffnung der Politik gegenüber dem Westen gibt und ein Waffenstillstand in Kraft getreten ist, ergibt sich eine historische Möglichkeit, den Tiger in Myanmar ebenfalls zu schützen und deren Zahlen zu erhöhen. 

Dazu müssen Trainings und Ausrüstung für die Wildhüter zur Verfügung gestellt werden, es werden Wildhüterstationen benötigt, und natürlich ist auch in diesem Gebiet Bewusstseinsbildung bei den lokalen Gemeinden erforderlich, um das Programm langfristig erfolgreich umzusetzen. 

Nach dem Bau einer ersten Wildhüterstation im östlichen Teil Myanmars im vergangenen Jahr, konnte in diesem Jahr mit Hilfe der Unterstützer der A World for Tigers Foundation eine zweite Wildhüterstation im Westen des Landes errichtet werden. Beide Wildhüterstationen ermöglichen es den Wildhütern nun, eine deutlich größere Fläche des Gebietes zu beschützen.

 
                                                                  Bau der Kwee Koh Ranger Stationen (© WWF Myanmar)

Um den Wildhütern des Karen Forest Departments das nötige Wissen zu vermitteln, das sie bei ihrer täglichen Arbeit im Dschungel benötigen und sie als ausgebildete Wildlife Protection Units einsetzen zu können, wurde im Mai ein Trainingscamp durch erfahrene Vertreter der African Field Ranger Training Services Division durchgeführt.  Das Training beinhaltete sowohl praktische als auch theoretische Lerninhalte zur Durchführung von Patrouillengängen, Selbstverteidigung, Verfolgung und Festnahme von Wilderern, sowie Landkartenlesetechniken und dem Einsatz von GPS Geräten.

Besondere Höhepunkte des Trainings waren für die Teilnehmer die praktischen Übungen, in denen ihnen verschiedene Arten der Tarnung sowie diverse Annäherungs- und Festnahmetechniken von Wilderern beigebracht wurden. Die Teilnehmer erkannten zudem die Bedeutung von taktisch klug geplanten Patrouillengängen als wichtiges Fundament für die erfolgreiche Arbeit eines Wildhüters. In theoretischen Trainingsabschnitten wurde mit den Teilnehmern die Verantwortung eines Wildhüters als Gesetzvollstrecker diskutiert sowie die Vorbildfunktion, die er in allen Umweltschutzbelangen gegenüber Mitmenschen hat. Das Training war ein großer Erfolg und alle Teilnehmer absolvierten es trotz teilweise extremer Wetterbedingungen voller Engagement, so dass die neu gebildete Wildlife Protection Unit nach Abschluss dieser Ausbildung ihre Arbeit aufnehmen konnte.

 
 
                                                 Ausbildungscamp einer Wildlife Protection Unit im Mai 2017 (© KWCI)

Die Durchführung dieses Ausbildungscamps und der Bau der beiden Wildhüterstationen sind erste wichtige Meilensteine, um den Karen Gemeinden jene Hilfe und Infrastruktur anzubieten, um Wildtiere und ihre Wälder aktiv zu beschützen.  Um ein Tigerschutzprogramm in Myanmar langfristig und nachhaltig aufzubauen, müssen wir auch in den kommenden Jahren weiterhin den Ausbau der Infrastruktur fördern.

 
                                                Wildhüter der Wildlife Protection Unit bei einem Patrouillengang und Tigerspur (© KWCI)

Auch aus unserem thailändischen Projektgebiet gibt es sehr erfreuliche Nachrichten zu berichten. Sechs neugeborene Tigerbabies wurden in den Mae Wong und Khlong Lan Nationalparks mittels Kamerafallen aufgezeichnet, so dass die Gesamtanzahl an Tigern in den Nationalparks von 10 auf 16 gestiegen ist. Mit insgesamt 164 Kamerafallen an 82 Lokationen innerhalb der Parks werden die Anzahl und Verbreitung der Tiger und ihrer Beutetiere dokumentiert. Die Auswertungen der Kamerafallen belegen, dass die Anzahl der weiblichen Tiere im Durchschnitt pro Jahr um 25% ansteigen und sich die Zahl der Jungtiere seit der letzten Auswertung verdoppelt hat. Dieser positive Trend ist ein eindeutiger Indikator dafür, dass sich die Tigerpopulation in Thailand erholt. Doch trotz einer hohen Überlebensrate der weiblichen Tiere und einer zunehmenden Anzahl an Jungtieren, ist die Fortpflanzungsrate pro weiblichem Tier verglichen mit anderen Gebieten noch zu niedrig. Derzeit liegt sie bei ca. 0.813 Jungtieren pro weiblichem Tier pro Jahr während sie in Gegenden mit einer höheren Beutedichte bei bis zu 1.35 Jungtieren liegen kann. Damit sich diese positive Entwicklung der Tigerpopulation auch über die kommenden Jahre fortsetzen kann sind zwei Faktoren von größter Bedeutung:

  • Erwachsene, weibliche Tiere, denen bei der Vergrößerung des Tigerbestandes eine elementare Rolle zukommt, müssen ganz besonders vor Wilderern geschützt werden.
  • Mit einer zunehmenden Anzahl an Jungtieren im Projektgebiet muss eine ausreichend hohe Dichte an Beutetieren sichergestellt werden, um die Überlebensrate der Jungtiere zu erhöhen.

 
 
                Kamerafallenbilder von aufgezeichneten Tigern in den Mae Wong und Khlong Lan Nationalparks (© DNP & WWF Thailand)

Um die Tiere vor Wilderern zu schützen waren die Wildhüter der Mae Wong und Khlong Lan Nationalparks im vergangenen Jahr durchschnittlich an 20 Tagen pro Monat unterwegs. Illegale Camps und Personen, die sich in den Nationalparks aufhalten, sind nach wie vor die beiden größten Gefahren, die im Rahmen der Patrouillengänge gefunden werden. Darüber hinaus wurden auch im vergangenen Jahr Trainingscamps durchgeführt. 50 Wildhütern wurden durch die lokale Border Patrol Police und Provincial Police die Durchführung von Patrouillengängen, das Aufspüren und die Festnahme Verdächtiger, der richtige Umgang mit Waffen und eine Geländeausbildung vermittelt.

 
                              Ausbildungscamp der Wildhüter in den Mae Wong und Khlong Lan Nationalparks (© DNP & WWF Thailand)

Um auch die jungen Generationen kontinuierlich für die wichtigen Themen des Umwelt- und Artenschutzes ihrer Heimat zu sensibilisieren fanden erneut „Tiger Youth Camps“ statt. 115 Schülern wurde die Bedeutung intakter Ökosysteme und die Wichtigkeit, wildlebende Tiere wie den Tiger zu schützen, vermittelt.

 
   Schüler lernen Kamerafallen kennen (links) und leisten ein Gelöbnis, Wildtiere wie den Tiger zu schützen (rechts) (© DNP & WWF Thailand)

Mit all diesen guten Neuigkeiten, die uns bestätigen dass das Tigerschutzprogramm in Thailand und Myanmar der richtige Weg zum Erfolg ist, aber auch wissend, welche Aufgaben und Herausforderungen noch vor uns liegen, möchten wir uns an dieser Stelle bei allen Tigerfreunden und all unseren treuen Unterstützern ganz herzlich bedanken! Ohne Euch wäre all dies nicht möglich! Auch im Namen des Indochinesischen Tigers ein ‚Dankeschön‘, das aus tiefstem Herzen kommt!